Der Herbst beginnt und es ist die beste Zeit über Vorsorge nachzudenken. Dies ist für Patienten mit besonderen Risiken wie dem Vorliegen einer oder mehrerer chronischer Erkrankungen besonders wichtig.
Ich möchte Sie daher im Folgenden über Grippeerkrankungen und die Sinnhaftigkeit der Impfung gegen Influenza in der kommenden kalten Jahreszeit informieren.
Warum ist die Grippe eine ernstzunehmende Erkrankung?
Die Influenza ist keine einfache Erkältungskrankheit, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung, die zu Komplikationen führen kann.
Typisch für eine echte Grippe ist das plötzlich einsetzende Krankheitsgefühl mit Fieber, Halsschmerzen und trockenem Husten, begleitet von Muskel-, Glieder-, Rücken- oder Kopfschmerzen. Die Erkrankten fühlen sich sehr schwach. Bei einem unkomplizierten Verlauf halten die Beschwerden etwa 5 bis 7 Tage an. Es kann allerdings auch zu längeren oder schweren Krankheitsverläufen kommen.
Als häufigste Komplikationen werden Lungen-, bei Kindern auch immer wieder Mittelohrentzündungen, gefürchtet. Selten können auch Entzündungen des Gehirns oder des Herzmuskels auftreten.
Welche Bedeutung hat die Grippeimpfung?
Der beste Schutz gegen Grippe ist die Impfung. Da die „Grippewelle“ in Deutschland oft um den Jahreswechsel und in der zweiten Winterhälfte auftritt und es ca.14 Tage dauert, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist, sind Oktober und November die besten Monate für die Durchführung der Schutzimpfung.
Empfohlen wird die Impfung
- für chronisch Kranke, zum Beispiel mit Asthma, Diabetes, Hypertonie, Leber- und Nierenkrankheiten, Multiple Sklerose und viele andere Erkrankungen
- für Personen mit regem Menschenkontakt z.B. in öffentlichen Einrichtungen oder auf Reisen
- bei Beschäftigten im Gesundheitswesen, so in Krankenhäusern, Pflege und Arztpraxen
- für Schwangere
- für Menschen über 60 und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und
- nach eigener Abwägung für jeden Erwachsenen
Welche Nebenwirkungen kann die Grippeimpfung haben?
Die Grippeimpfung wird in der Regel gut vertragen. Der kleine Pieks in den Oberarm macht dabei keine Beschwerden. In seltenen Fällen kann kurzzeitig es zu Schmerzen an der Injektionsstelle bzw. im Arm oder allgemeinem Unwohlsein kommen, noch viel seltener zu Störungen die einzelne Nerven oder den ganzen Körper betreffen. Der Nutzen der Grippeimpfung überwiegt allerdings mögliche Nebenwirkungen deutlich. Es sterben in Deutschland in jeder Grippesaison Tausende von Menschen durch Grippe oder im Zusammenhang mit ihr.
Was ist eine Grippe, was ist ein grippaler Infekt?
Eine „echte“ Grippe oder Influenza wird durch Viren ausgelöst. Viren sind mikroskopisch kleine Erreger, kleiner noch als Bakterien. Sie vermehren sich sehr schnell, wenn sie erst einmal in den Körper gelangt sind. Nach einer Ansteckung spürt man erste Beschwerden bereits nach 1 bis 2 Tagen. Die Erkrankten können schon am Tag vor Beginn der Beschwerden und bis ca. 1 Woche nach Auftreten der ersten Krankheitszeichen ansteckend sein. Es gibt Hunderte von Grippeviren, die in Gruppen eingeteilt werden. Für den Menschen am gefährlichsten sind die Virusgruppen „Influenza A“ und „Influenza B“. Influenzaviren verändern sich ständig und bilden häufig neue Varianten. Durch diese Änderungen kann man sich im Laufe seines Lebens öfter mit Grippe anstecken und erkranken (deshalb wird auch der Grippe-Impfstoff jedes Jahr neu angepasst).
Viele Menschen sprechen von „Grippe“, wenn sich eine Erkältung („grippaler Infekt“) ankündigt, wobei die echte Grippe wesentlich seltener vorkommt als Erkältungen oder grippale Infekte. Auch wenn in manchen Fällen sich die Symptome ähneln, unterscheiden sie sich im Verlauf und Schwere der Erkrankung deutlich.
Wie wird die Grippe übertragen?
Grippeviren sind hochinfektiös, die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Beim Niesen, Husten oder Sprechen gelangen dabei kleinste, virushaltige Tröpfchen des Nasen-Rachen-Sekrets von Erkrankten in die Luft und können von anderen Menschen in der Nähe eingeatmet werden.
Auch über die Hände werden die Viren weitergereicht, wenn diese mit virushaltigen Sekreten in Kontakt gekommen sind. Werden anschließend Mund, Nase oder Augen berührt, können die Grippeviren über die Schleimhäute in den Körper eindringen. Die Erreger können auch an Türklinken, Haltegriffen, Treppengeländern oder ähnlichen Gegenständen haften und von dort über die Hände weiter gereicht werden.
Wie schütze ich mich vor Ansteckung?
Besonders wichtig ist es, die Verbreitung der Viren durch schützende Maßnahmen einzuschränken:
- Waschen Sie sich häufiges und gründlich die Hände
- Verwenden Sie Einmaltaschentücher
- Berühren Sie so wenig wie möglich mit Ihren Händen die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase
- Meiden Sie bei Grippewellen möglichst Händeschütteln und halten Sie Abstand zu niesenden oder hustenden Personen
- Vermeiden Sie nach Möglichkeit engen Kontakt zu Erkrankten, auch im häuslichen Umfeld
Was muss ich bei einer Erkrankung beachten?
- Um eine Weiterverbreitung zu vermeiden, sollten Sie den Kontakt zu anderen Menschen möglichst einschränken, besonders zu Säuglingen, Kleinkindern und Schwangeren sowie Senioren und Menschen mit geschwächter Immunabwehr oder mit chronischen Erkrankungen
- Bleiben Sie in der akuten Krankheitsphase zu Hause und schonen Sie sich soweit wie möglich, bei der echten Grippe am besten sogar durch Bettruhe.
- Sorgen Sie für eine regelmäßige Durchlüftung des Krankenzimmers bzw. Aufenthaltsraumes
- Meist werden bei einer Grippe nur die Beschwerden behandelt. Wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin wenn starke Krankheitszeichen auftreten oder sich erneut verschlimmern. Im Einzelfall und nach ärztlicher Verordnung können auch spezielle Medikamente gegen Grippe zum Einsatz kommen. Insbesondere wenn bei Menschen mit besonderer Gesundheitsgefährdung ein schwerer Verlauf droht. Diese Mittel sollten aber möglichst innerhalb von 48 Stunden nach Erkrankungsbeginn eingenommen werden
- Antibiotika sind wirkungslos bei Krankheiten, die durch Viren ausgelöst werden. Sie kommen gegebenenfalls zum Einsatz wenn zusätzlich bakteriell verursachte Komplikationen auftreten
Was kann ich sonst noch zur Vorbeugung tun?
Es ist in Deutschland jedes Jahr mit einer mehr oder weniger starken Grippewelle zu rechnen. Daher sind Präventivmaßnahmen von besonderer Bedeutung. Diese bestehen jedoch nicht nur aus der Grippeimpfung und den erwähnten direkten Schutzmaßnahmen. Lang vorher ist es schon wichtig die Immunabwehr durch einen gesunden Lebensstil zu stärken. Hierzu zählen gesunde Ernährung, regelmäßig Alltagssport, ausreichend Schlaf, Rauchverzicht, nur mäßiger Gebrauch von Genussmitteln wie Alkohol. Daneben gibt es physikalische Maßnahmen wie die Sauna, die bei regelmäßiger Anwendung den Körper für die Auseinandersetzung mit Grippeviren und andere Herausforderungen des Winters fitter machen.
Mein Team und ich stehen Ihnen für Ihre Fragen rund um die Grippe, aber auch für andere Themen der kalten Jahreszeit gerne zur Verfügung.
Prof. Dr. Thomas Weber
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