Universitätsmedizin Mainz am 06.11.2018
Die Veranstaltung „Digitalisierung ersetzt Arzt?“ im Hörsaal der Chirurgie der Universitätsmedizin Mainz war eine Gemeinschaftsveranstaltung zwischen der Medizinischen Gesellschaft Mainz unter Leitung des ehemaligen Ordinarius für Chirurgie Prof. Dr. Theodor Junginger und der die Medizinstudenten vertretenden Fachschaft Medizin.
Meine Aufgabe war es, die Frage „was macht einen guten Arzt aus“ zu beantworten und einen ganzheitlichen Ansatz in der Medizin darzulegen. Kontrapunkt waren die von anderen (PD Dr. Sebastian Kuhn und Prof. Dr. Peter Mildenberger) zuvor optimistisch geschilderten Möglichkeiten der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz in der Medizin.
Dem von den Studenten zusätzlich gewünschten Diagnostik-Wettkampf mit künstlicher Intelligenz (basierend auf der App „Ada“) hatte ich schlussendlich zugestimmt.
Im Rahmen der zu erfragenden Symptome sollte nun ein Medizinstudent die richtige Diagnose herausfinden. Ihn sollte ich unterstützen. Eine Fehldiagnose wäre für ihn verzeihlich, für mich als erfahrenen Arzt sicherlich nicht. Die letzte Frage des PJ-Studenten an die Schauspielerin, ob Sie regelmäßig ihre Brüste abtaste, lag von der von mir vermuteten Blutarmut weit weg. Dass sie meine nun zwingende Intervention mit der Frage, ob ihre vor dem Spiegel herausgestreckte Zunge rot sei, zustimmend beantwortete, führte schließlich zur darauf passenden Diagnose einer Perniziösen Anämie.
In der nächsten Runde „Schauspielerin und Ada“ wäre zu vermuten gewesen, dass die künstliche Intelligenz schneller eine Diagnose finden könnte. Ergebnis war aber, zur Erleichterung all derer die dem klassischen Arzt noch eine große Bedeutung über Digitalisierung hinaus beimaßen, die künstliche Intelligenz schaffte es nicht.
In meinem abschließenden Vortrag konnte ich die im Idealfall künstliche Intelligenz übersteigenden Fähigkeiten eines mit allen Sinnen diagnostizierenden und mit Empathie und Vertrau-en agierenden Arztes erfolgreich darstellen.
Prof. Dr. Thomas Weber
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